Tickets kaufen
Im Skisport entscheiden oft Kleinigkeiten über Sieg oder Niederlage. Während Wetter und Pistenverhältnisse unkontrollierbar sind, spielt das Material eine entscheidende Rolle. Der Servicemann, der die Ski individuell präpariert, ist neben dem Trainer einer der wichtigsten Bezugsperson der Athlet:innen. Trotz ihrer zentralen Rolle stehen sie selten im Fokus. Wir sprachen mit Georg Kleer, 36, Servicemann bei Atomic, der seit zwei Jahren für die Ski des italienischen Team-Goldmedaillengewinners Alex Vinatzer verantwortlich ist.
Servus Georg, schön, dass du dir die Zeit nimmst um über dich und deine Arbeit zu erzählen. Du warst jetzt in den ersten beiden Tagen da und bist während der Technikwettbewerbe in Saalbach Hinterglemm. Ein ungewohntes Gefühl für jemanden, der wahrscheinlich mehr unterwegs als daheim ist. Oder?
Georg Kleer: So oft passiert das in der Tat nicht. Ich war ja vor meiner Zeit bei Atomic schon bei anderen Skifirmen. Als Kind bin ich selbst Rennen gefahren, war immer im Skibuisness.
Hast du als Servicetechniker eigentlich einen Vertrag mit der Firma Atomic? Oder läuft das über die Verbände oder sogar die Athleten?
Georg Kleer: Mit der Firma. Ich bin reiner Firmenservicemann. Sollte sich Alex verletzen, wäre ich nicht in Italien bei irgendeinem anderen, sondern entweder in der Firma von Atomic oder mein Chef teilt mir jemand anderen zu.
Du bist seit zwei Jahren an Alex' Seite. Wie entsteht da Vertrauen? Lernt man sich kennen, merkt, dass es passt, und entwickelt idealerweise neben dem Arbeitsverhältnis auch eine Freundschaft?
Georg Kleer: Wenn man nur zusammen unterwegs ist, geht es unpersönlich nicht und soll es auch nicht sein. Gerade zwischen Servicemann und Athlet brauchst du eine große Vertrauensbasis. Es können immer Fehler passieren, in der Summe ist mir wichtig, dass der Fahrer am Start steht und nicht nachdenken muss, ob alles passt. Das muss funktionieren, da muss Vertrauen da sein.
Wieviel Stunden täglich verbringt ihr dann zusammen? Wie sieht euer Tagesablauf aus?
Georg Kleer: An einem normalen Trainingstag stehen wir am Vormittag auf der Piste. Dann geht es ins Hotel und wir essen gemeinsam Mittag. Dann gehe ich in den Skiraum und Alex hat sein Kondi-Programm, kommt dann meist auch noch in die Skiraum und wir besprechen verschiedene Sachen. Dann geht es zum Abendessen und am nächsten Tag stehen wir wieder zusammen auf (lacht).
Warst du zuerst Servicemann, oder war deine Freundin schon vorher in deinem Leben?
Georg Kleer (schmunzelt): Ich bin schon länger Servicemann. Aber meine Freundin ist Skiläuferin.
Sie wusste also, auf was sie sich einlässt (lacht)?
Georg Kleer: Genau!
Lass uns kurz noch über die Spontanität in deinem Job plaudern. Adaptiert ihr – falls sich das Wetter und die Pistenverhältnisse ändern - vielleicht sogar auf dem Berg noch das Set-up oder wechselt ihr sogar den Rennski?
Georg Kleer: Man hat ja im Normalfall eine grobe Vorstellung, was passieren könnte. Darauf bereitet man sich schon vor. Da kann es dann schon passieren, dass man kurz vor dem Start den Ski noch wechselt.
Ist das dann Business as usual oder musst du dann auch im Kopf einen Schalter umlegen und umdenken?
Georg Kleer: Für mich als Servicemann ist das kein Problem. Darauf bin ich vorbereitet. Für den Athleten ist es sicher auch hilfreich, damit er sich mental darauf einstellen kann, das set-up wurde adaptiert.
Apropos mental: Wenn du zu einer Weltmeisterschaft kommst und völlig überraschend gewinnen dein Schützling und seine drei Teammates die Goldmedaille - geht man da in die nächsten Tage mit noch breiterer Brust durch den Ort? Was macht so ein Erfolg mit dir als Servicemann?
Georg Kleer: Das ist natürlich der Traum, die WM so zu beginnen. Es ist zwar kein Geheimnis, dass der Teamwettbewerb nicht die große Wertigkeit hat, aber was zählt: Alex ist Weltmeister. Das macht es lockerer. Du hast die Medaille daheim. Wo du die holst, ist völlig egal!